Man sollte nicht unterschätzen, dass beim Langlaufen der ganze Körper permanent im Einsatz ist. Daher rate ich Anfängern, langsam zu beginnen, im Flachen zu üben, Pausen zu machen, um sich nicht zu viel zuzumuten. Aber wenn man außer Atem kommt und der Puls steigt, spürt man das in der Regel eh!
Der Langlaufheld in der Ramsau
Alois Stadlober, Österreichs Langlauf-Aushängeschild, im Interview!
Der ehemalige Langlaufspitzensportler Alois Stadlober ist als gebürtiger Steirer, Nordischer Skisportkoordinator für das Land Steiermark und Leiter des Internationalen Trainingszentrums in Ramsau am Dachstein ein Local mit einmaliger Expertise rund um den Nordischen Sport in der Region. Er war von den 1970ern bis zur Jahrtausendwende erfolgreicher Leistungssportler im Skilanglauf-Weltcup. Bei der Nordischen Ski-WM 1999 in der Ramsau holte er im Staffelbewerb über 4 mal 10 Kilometer Gold. Heute ist der ehemalige Weltmeister in der Ramsau vielbeschäftigt, wo er Kurse für Langlauf-Aspiranten konzipiert, das Gletscher-Camp mitbetreut und mit seiner Familie nach wie vor ambitionierte Runden durch das Langlauf-El Dorado dreht.
Im Interview mit "Best of Nordic" spricht er über den Sexyness-Faktor des Langlaufens, Ramsau am Dachstein als Langlauf-place-to-be und darüber, was man dort in seinem Langlaufurlaub auf keinen Fall auslassen sollte!
Lieber Herr Stadlober, Sie sind mit Ihrer erfolgreichen Karriere auch heute noch DAS österreichische Aushängeschild des Langlaufsports. Wie lebt es sich so mit diesem "Label"?
Man freut sich natürlich, wenn man erkannt wird. Aber es ist lange nicht mehr das wichtigste. Nett ist auch, dass ich die Nordischen Bewerbe im ORF mitkommentieren darf. Aber Priorität hat jetzt, dass meine Tochter Teresa und mein Sohn Luis, ebenfalls beide Profilangläufer, so motiviert und erfolgreich sind. Das ist einfach schön und die unterstütze ich voll. Zum Teil gestalte ich etwa ihre Trainingspläne.
Warum eigentlich Langlauf?
Ich war immer schon sehr sportaffin. Fußball, Laufen, Faustball – alles was in der Schule angeboten wurde, habe ich ausprobiert. Ich war aber nie ein Sprinter, sondern in der Ausdauer gut. Am Gymnasium wurde dann Langlauf angeboten – und das hat mir einfach von Anfang an getaugt, so bin ich vom Nachwuchskader in den Leistungssport gekommen.
Was macht für Sie den speziellen Reiz im Vergleich zu anderen Ausdauersportarten aus?
Die Vorteile am Langlauf ergeben eine ganze Liste: Sämtliche Muskeln werden beansprucht, Kraft, Ausdauer, Koordination werden trainiert. Es ist ein Sport, der draußen in der freien Natur stattfindet. Die gleitende Bewegung ist gelenkschonend. Man kann bis ins hohe Alter langlaufen. Kurzum: Der Sport beinhaltet genau das, was man seinem eigenen Körper geben sollte!
Der Outdoor-Aspekt ist Ihnen dabei also auch wichtig?
Und wie! In Österreich sind wir in Sachen Naturpracht ja wirklich gesegnet. Wenn ich da so durch die Landschaft gleite, denk' ich mir oft: Was gibt es Schöneres auf der Welt? Wenn die Sonne auf die Bäume scheint, die Schneekristalle glitzern und man merkt, wie der Stress langsam abfällt.
Macht Langlaufen von Anfang an so viel Freude, wie Sie es hier beschreiben?
Langlauf macht auf alle Fälle Spaß! Aber natürlich muss man auch bewegungsaffin sein und bereit, etwas zu lernen. Es ist eine technische Sportart, bei der man anfangs in den Aufbau eines soliden Bewegungsfundaments investiert.
Von Ihnen kursiert die Aussage "Langlaufen macht sexy." Was meinen Sie damit genau?
Zum Einen wird man gescheiter, weil das Gehirn durchblutet wird (schmunzelt). Zum Anderen wird der Körper geformt. Gewisse Körperregionen erfahren eine Durchblutung, die normalerweise vernachlässigt sind. Man bekommt mit der Zeit einen aufrechteren Gang, dadurch ein selbstbewusstes Auftreten und baut schön definierte Muskeln auf – Frauen wie Männer. Heute sind ja außerdem die Langlaufoutfits fesch, da kommt man einfach knackig daher. Und dann die schönen Bewegungen dazu. Das ist ein wirklich ästhetisches Gesamt-Package. Man braucht nicht mal – wie etwa beim Beachvolleyball – möglichst wenig Stoff. Man hat sogar sehr viel Stoff an, sieht aber toll darin aus!
Sie als Profi leben und arbeiten in der Ramsau, was ja durchaus ein Qualitätsmerkmal für den Langlaufort ist. Bedeutet das, dass die Loipen der Region nur für Top-Athleten attraktiv sind oder haben hier auch Hobby-Langläufer und Anfänger ihren Spaß?
Über die vielen Jahre hat sich hier alles so top entwickelt – der Nachwuchs-, der Spitzen-, und der Breitensport –, dass einfach jeder seine Freude hat! In der Ramsau gibt es für jedermann und jede Frau ein attraktives Loipennetz mit variantenreichen Strecken in allen Schwierigkeiten. Die Infrastruktur in Sachen Skischulen, Verleih, Fachhandel usw. ist ebenfalls großartig. Und viele Hotels haben sich auf Langläufer spezialisiert. Es fehlt hier wirklich an nichts!
Das Nordische Leistungszentrum Ramsau am Dachstein, das Sie leiten, sieht sich selbst als das führende nordische Trainings- und Wettkampfzentrum in Österreich. Hat das Zentrum auch ein Angebot für Hobby-Langläufer?
Im Nordischen Zentrum, das wir nach der WM 1999 aufgebaut haben, arbeiten wir ständig an Qualitätsmaßnahmen, damit wir zu recht sagen können: 'Wo Langlauf drauf steht, ist auch Langlauf drin!' Da fällt auch die Verwaltung der diversen Sportstätten drunter und Langlaufschulen mieten es an. Unser Leistungsmessangebot und den medizinischen Bereich nutzen genauso Amateursportler! Aber der Großteil sind Nordische Leistungssportler aus diversen Nationen, die sich fürs Training einmieten. Es gibt international kein vergleichbar kompaktes Angebot wie unseres in Kombination mit dem Dachstein-Gletscher – das ist schon sehr besonders!
Sie konzipieren ja auch Kurse für Langlauf-Aspiranten ...
Für jemanden, der anfangen möchte mit dem Skilanglauf, ist das "Nordic Winter Opening" in Ramsau DIE Veranstaltung! Das habe ich früher mitorganisiert, heute veranstaltet das Opening der Verein Torlauf Dachstein, der im Spätsommer auch ein großes Trailrunning-Event veranstaltet. Beim Opening fängt man im flachen Gelände an, bekommt eine super Einführung, kann sich Equipment ausborgen und auch sonst ist alles da.
Jetzt halte ich selber nur noch das Langlauf "Spezial" Camp am Dachstein-Gletscher gemeinsam mit Martin Tauber von der Cross Country Academy ab. Das ist für Freizeitläufer und mittelmäßig fortgeschrittene Langläufer bis maximal Volkslangläufer geeignet. Von Hausfrauen über Jugendliche bis hin zu Pensionisten, Leuten, die Radrennen fahren, oder an Triathlons teilnehmen, oder auch welche, denen's einfach taugt, sich weiter zu entwickeln im Langlaufen – unsere Gruppen sind immer völlig bunt. Der Martin Tauber ist sozusagen der 'Botschafter für den Langlauf in Seefeld' und bei diesem viertägigen Camp unterrichten wir zu zweit von in der Früh bis Mitternacht mit viel Herz! Vormittags sind wir am Gletscher, nachmittags machen wir Kraft- und Techniktraining, üben am Skiroller, den Skigang mit Stöcken und Gummischnüren. Es gibt eine Videoanalyse, Tipps für zuhause und vieles mehr. Alles, was für den ambitionierten Langläufer wichtig ist.
Wird das Langlaufpublikum jünger und wenn ja, was ist das Attraktive daran für junge Menschen?
Das Publikum wird 100-prozentig jünger! Früher sagte man: 'Langlaufen kann ich auch noch, wenn ich alt bin!' Spätestens mit der Skatingtechnik hat sich diese Ansicht brutal verändert. Junge Menschen werden immer sportlicher und schätzen das phänomenale Ganzkörpertraining, das Material und die trendigen Outfits. Triathleten betreiben im Winter gerne Langlauf, auch im klassischen Stil. Die Loipen sind heutzutage super präpariert, das Angebot insgesamt reizvoll.
Welche Entwicklungen beobachten Sie im Breitensport auf den Loipen?
Die jungen Ambitionierten fangen großteils gleich mit dem Skating an. Daran ist grundsätzlich nichts Falsches. Ich finde trotzdem, es zahlt sich aus, als Anfänger mit der klassichen Technik zu beginnen. Wir machen das auch bei den Camps, weil man damit eine gute Basis aufbaut. Aber man sieht in der Ramsau auch viele Skiwanderer, die langsam gehen und gar nicht laufen. Das ist ja auch das Herrliche daran: Jeder, der gehen kann, kann auch langlaufen! Auch wenn es eine technische Sportart ist, die es zu lernen gilt.
Langsam beginnen & auf seinen Körper hören
Was ist Ihrer Ansicht nach das Besondere an der Ramsau am Dachstein als Langlaufregion?
Das Sonnenplateau und die Schneesicherheit! Es gibt eine tolle Beschneiungsanlage und Snow Farming (30.000 Kubikmeter Schnee werden da etwa produziert), eine 6 km-Runde kann locker mit der Beschneiungsanlage versorgt werden.
Durch den Dachstein-Gletscher ist Ramsau außerdem eine Ganzjahres-Destination. Auf der Höhenlage zwischen 1.100 und 1.700 Höhenmete haben vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen alle etwas zu tun. Es gibt eine große Varietät an Loipen, viele urige Einkehrhütten mit herrlichem Sonnenblick, um die Speicher aufzufüllen, eine Flutlichtanlage, bei der man abends laufen kann und einen Kinderlanglaufpark, der immer präpariert und unterschiedlich gestaltet wird. Das tagtägliche Präparieren der Loipen sorgt für eine durchgängig herrliche Qualität zum Fahren in der weitläufigen Gegend.
Haben Sie so etwas wie eine Lieblings-Familien-Loipe in der Ramsau, auf der Sie auch nur mal des Genusses wegen gemeinsam Runden drehen?
Die Waldloipe, die neu gemacht wurde und vom Langlaufstadion weggeht, mag ich sehr gerne. Die verläuft Richtung Bio-Hotel Herold und dann zur Märchenwiese hinunter. Man hat einen super Blick ins Ennstal und aufs Dachsteinmassiv. Es gibt ein paar Varianten und beides ist möglich: klassisch und skating. Ich suche mir gerne Loipen, die wenig Straßenübergänge dabei haben. Am Kulmberg kommt heuer eine neue Loipe, auf die ich schon sehr gespannt bin!
Können Sie eine bestimmte Loipe für Anfänger besonders empfehlen?
Die Standard-Loipe. Die ist in der Sonne, hat keine schwierigen Abfahrten, man kann an diversen Punkten einsteigen und bis zu 16 km laufen – sie überzieht quasi die ganze weitläufige Fläche in der Ramsau. Anmerkung: die Standard-Loipe teilt sich in Standardloipe Ost & Standardloipe West (ab Langlauf-WM-Stadion).
Im Service- und Equipmentbereich: Was sind die Top-Adressen, wenn man in seinem Urlaub plötzlich draufkommt, dass man etwas vergessen hat, Zubehör benötigt oder etwas reparieren muss?
In Ramsau haben wir eine super Infrastruktur: Ski Willi, Intersport Bachler, Skistube Steiner. Alle drei sind bestens aufgestellt, vom Anfänger- bis zum Top-Rennski, vom billigen bis zum teuren Stock, den die Weltelite nimmt, tolles Wachs und vieles mehr. Man findet hier ein Spitzenangebot. Nicht umsonst fahren die Spitzensportler extra hierher einkaufen. Außerdem gibt es drei Skischulen mit ausgezeichneten, hoch ausgebildeten Lehrern im Langlauf – Diese helfen auch immer und arbeiten mit den genannten Servicestätten zusammen.
Welche Ecken der Region sollte man sich in seinem Urlaub keinesfalls entgehen lassen?
Es ist immer schön, mit der Gondel auf den Dachstein rauf zu fahren. Dort trifft man auf den Skywalk, die Treppe ins Nichts und hat einen gigantischen Ausblick. Zum Lodenwalker gehen viele gerne shoppen.
Was war Ihr lustigstes Langlauferlebnis, das Sie in der Ramsau jemals hatten?
Ich bin mal am Faschingsdienstag gemeinsam mit Freunden als Maskottchen 'Kali, der Ramsaurier' verkleidet herum gelaufen. Das war eine ziemliche Gaudi! Ansonsten hab ich regelmäßig viel Spaß bei Langlaufausflügen mit meiner Familie.